KREISZEITUNG Böblinger Bote vom 8.Dezember 2015

Mit den Ohren Wolfgang Amadeus Mozarts kann der Zuhörer am Sonntag, 6. Dezember 2015, um 18.00 Uhr  in der katholischen Kirche St. Maria in Böblingen eines der berühmtesten barocken Oratorien wahrnehmen: Georg Friedrich Händels  „Messias“  in einer Aufführung mit der Böblinger Kantorei.

Der Anlass der Komposition eines der bekanntesten und meist aufgeführten Oratorien hatte zunächst ganz nüchterne Gründe: Händels Stern als Londoner Opernkomponist und Musikmanager war gesunken. Er stand, wie schon einmal, am Rand des Bankrotts und es war für ihn eine hochwillkommene Fügung, dass er für das Frühjahr 1742 eine Einladung zu einer Oratorien-Konzertreise nach Dublin erhielt. Zufällig hatte er ein neues Libretto  „Messiah“ von Charles Jennens bekommen. Jennens hatte nicht, wie für Händel schon einige Male, eine biblische Geschichte als Grundlage, sondern nur Bibelzitate des Alten und Neuen Testaments. Das Thema: der Messias – die Weissagung seines Kommens, sein Leben, seine Bedeutung für das gegenwärtige Glaubensleben.

Händel stürzte sich auf diese Arbeit und vollendete das Werk innerhalb von drei Wochen, die Uraufführung fand mit großem Erfolg  anlässlich der Dublinreise statt, ein Jahr später in London, zu Lebzeiten des Komponisten weitere 69 mal.

Eine Generation später war es üblich, Aufführungen von Opern wie Oratorien dem Zeitgeschmack  entsprechend anzupassen. Neben Abbé Vogler und J. Adam Hiller war es in Wien W.A. Mozart der, der Bitte des musikliebenden Baron van Swieten folgend, Händels MESSIAS für eine Aufführung in der von van Swieten gegründeten „Gesellschaft der Assoccierten" bearbeitete. Baron van Swieten, der ein großer Verehrer barocker  Musik war, verlangte von Mozart das Stück zu „modernisieren". Somit ergänzte Mozart das Orchester mit Flöten, Klarinetten, Hörnern und verlieh ihm, nicht ohne Gewinn, eine Klanggestalt der Wiener Klassik.