Einführung

KREISZEITUNG Böblinger Bote vom 28.März 2017

Johan Hus

Ein nahezu vergessenes Oratorium von Carl Loewe
(Von Hans-Peter Braun (22.09.2014))

HANDLUNG:

1. Teil: IN PRAG
Szene 1 (in Prag):

Johan Hus wird im Kreis seiner Schüler gefeiert, Hieronymus von Prag, der Hus ab 1398 mit den Lehren des Oxforder Theologen John Wyclif bekannt gemacht hatte, überbringt die Nachricht, dass Hus zum Konstanzer Konzil geladen wird. Die Freunde warnen ihn: "Huss, zieh' nicht fort, bleib 'hier am sichern Ort!" Doch Hus vertraut auf Gott und stimmt den Choral an "Was mein Gott will, das gscheh' allzeit".

Szene 2 (auf dem Prager Schlosse)

König Wenzel und seine Gattin, Königin Sofia von Bayern, deren Beichtvater Hus war, wollen wissen, was Hus auf die Vorwürfe an seine Lehre antworten will. Das Gespräch mündet in das Hohelied der Liebe, ein Terzett von Sofia, Huss und Wenzel, einen Lobgesang auf Glaube, Liebe Hoffnung nach 1. Korintherbrief 13·

2. Teil: REISE NACH COSTNITZ (KONSTANZ)
1. Szene (im Böhmerwalde)

Zu einer seltsamen Begegnung kommt es im Böhmerwald: Die Reisegruppe um Hus begegnet einer Schar von "Zigeunern". In der romantischen Dichtung stehen die "Zigeuner" positiv verklärend für die Sehnsucht des Menschen nach Freiheit und Naturverbundenheit, für ein Leben jenseits von Zivilisation und Konventionen. Sie singen "Das weite Feld ist unser Zelt, des Waldes Graus ist unser Haus". Ihr Gesang bricht ab und aus der Ferne zieht der Tross des Johan Hus unter Choralgesang heran. Die beiden Gruppen treffen freundlich aufeinander: "Wandler des Waldes, seid uns willkommen, längst schon vernommen haben wir eure Lieder". Chlum, ein Begleiter von Hus, erkundigt sich, ob der Pass hier nach Bayern führt. Eine "Zigeunerin" warnt ihn und sagt ihm viel Leid voraus. Hus beruft sich auf das Recht und die Zusage des Kaisers Sigismund, ihm freies Geleit zu gewähren. Doch die "Zigeuner" spotten: "Siegemund- Lügemund". Aber sie können Hus nicht aufhalten.

2. Szene (Liebliches Wiesenthal)

Hirten erkennen Johann Hus und bieten ihm frische Milch zur Stärkung an und seinem Gefolge. Es wird Abend und während Hus den 23. Psalm "Der Herr ist mein Hirte" betet, singt der Chor ein Abendlied:

"Weidende Herden, eilet zur Ruh' ". In tiefem Frieden endet die Szene.

3. Teil: IN KONSTANZ

1. Szene (Auf dem Schlosse zu Costnitz)

Die Szene beginnt mit Glockengeläut. Auf dem Schloss kündigt Kaiser Sigismund seiner Frau Barbara das bevorstehende Todesurteil über Johann Hus an, die erinnert ihn vergeblich an sein kaiserliches Versprechen vom "Freien Geleit". Sigismund fühlt sich einem Ketzer gegenüber nicht an sein Wort gebunden.

2. Szene (Verhör)

Am Beginn steht ein vierstimmiges Kyrie (strenger 4stg Kanon), nach allen Regeln der Kunst im romantisch verstandenen Palestrinastil des 16. Jahrhunderts komponiert.

Als Hus die Klagepunkte gegen ihn widerlegen will, wird er zum Schweigen gebracht. Das Urteil durch den Feuertod steht fest. Hus betet Psalm 73, singt die letzte Strophe des reformatorischen Chorals "Was mein Gott will, das qscheh' allzeit", erteilt seinen Freunden den Segen und geht den letzten Gang zum Scheiterhaufen. Der Chor der Flammengeister, in düsterem c-moll beginnend, lichtet sich im weiteren Verlauf allmählich zur Erlösungstonart C-Dur bei den Worten der Schlussfuge: "Ungetrübt rein leuchtet der Menschheit sein Schein".