Großprojekt bringt St. Maria zum Klingen

Böblinger Kantorei, AEG-Chöre und das Student-Teacher-Orchestra führen „Gloria“ von Karl Jenkins auf – Auftakt zum 17. Orgelfrühling

Trotz strahlend schönem Frühsommerwetter drängten sich die Besucher bis kurz vor Konzertbeginn am Kartentisch. Gut besucht war das große Gemeinschaftskonzert zum Start des 17. Böblinger Orgelfrühlings in St. Maria.
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Mit freundlicher Unterstützung der Böblinger Kreiszeitung
2.Mai2012 - Artikel von Jutta Rebmann; KRZ-Foto: T.Bischof
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BÖBLINGEN
Kantorei, Mittel- und Oberstufenchor sowie Eltern-Lehrer-Chor des Albert-Einstein-Gymnasiums und das neuformierte Student-Teacher-Orchestra – sie alle hatten gemeinsam Großes vor. Und so herrschte nach den Begrüßungsworten des unermüdlichen Initiators des Orgelfrühlings, Hubertus Kless, erwartungsvolle Stille. Mit Eckhart Böhm steht Böblingens evangelischer Kantor neben Simone Reißing- Szabo, Musikerzieherin am Albert-Einstein- Gymnasium, am Dirigentenpult, während Andreas Schweizer, Kirchenmusiker der katholischen Gesamtkirchengemeinde, seinen gewohnten Arbeitsplatz am Spieltisch der Orgel von Böblingens beliebtester Konzertkirche St. Maria eingenommen hat.

Während sich das Licht der untergehenden Frühsommersonne in den Farben der Glasfenster des Ulmer Künstlers Wilhelm Geyer bricht, erklingt Wolfram Rehfeldts Fanfare für Orgel. Ein festlicher, aber auch beziehungsreicher Auftakt des kleinen Festivals. Der Rottenburger Domorganist und Orgelsachverständige der Diözese Rottenburg hatte die im März 1995 eingeweihte neue Orgel St. Marias konzipiert und mit aus der Taufe gehoben. Darauf folgen drei Sätze aus den „Songs of Sanctuary“ von Karl Jenkins. Sie gaben bereits den Blick frei für das Hauptwerk des Abends, das „Gloria“ des charismatischen walisischen Komponisten, Oboisten und Keyboarders.

1944 geboren, spielte er in Jazzbands, mit seiner Band Adiemus feierte er Triumphe. Das gleichnamige Lied war einmal Werbespot für die amerikanischen Fluggesellschaft Delta Airlines. Jetzt stand es am Anfang dreier Stücke für Alt, Chor und Orchester. Der farbige, kraftvolle und dennoch sensible Alt Xenia Maria Manns hob die musikalische Leuchtkraft der Stücke hervor. Beeindruckend die Fülle der Choristen, die sich auf der Bühne drängten.

Das Dirigat im ersten Teil des Konzertes hatte die Leiterin der AEG-Chöre, Simone Reißing-Szab´ o, übernommen. Zwei Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, das schöne Andante Tranquillo aus der Sonate Nr. 3 in A-Dur, dem man die Liebe des Komponisten für das Instrument Orgel anmerkt und das Doppelquartett „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ aus dem Oratorium Elias führten hin zu Maurice Durufl`e, der ganz in der Tradition französischer Organisten und Komponisten steht. Der wohl berühmteste von ihnen, C´esar Franck, fand mit seiner innigen Marien-Motette für Chor, Harfe und Orgel „Quae est ista“ Aufnahme in das Böblinger Konzert.

Mit Spannung erwartet wurde der Höhepunkt des Programms, das „Gloria“ von Karl Jenkins. Man nennt ihn einen Klangzauberer und den erfolgreichsten New-Klassik- Meister der Welt. Am 11. Juli 2010 erlebte  das „Gloria“ in der Royal-Albert-Hall seine Welt-Uraufführung. Seitdem finden die Werke von Karl Jenkins immer häufiger Aufnahme in deutsche Konzertprogramme. Jenkins, der zu Beginn seiner Karriere mit einer erfundenen, bedeutungslosen Sprache spielend, seine Melodien unterlegte, verbindet im „Gloria“ hinreißend schönen Klang mit fundamentaler Rhythmik, strahlende Stimmklänge mit gesprochener Nachdenklichkeit. Das „Gloria“ ist ein Werk, das in Harmonie mit den großen Welt-Religionen und mit den ethischen Grundwerten der Menschheit steht.

Musikalische Szene der Stadt zeigt sich in ihrer ganzen Vielfalt

Karl Jenkins versteht sich als ein Verbinder – als einer, der das Grundelement Musik in eine vielen Menschen verständliche Sprache umdeutet. Seine Werke sind spirituelle Botschaften, die aus der Tradition der europäischen Musik kommend in die Zukunft weisen. Eine Musik, die modern ist, aber deutlich auch in ganz traditionellen Linien verankert ist.

Der Auftakt des 17. Orgelfrühlings mit all seinen Beteiligten war der Versuch, eine Brücke zu schlagen in die Zukunft der Musik. Dass er gelungen ist, zeigte der überwältigende Beifall, der den beteiligten Ensembles und Solisten dankte. Noch einmal erklang das „Laudamus te“ am Ende einer beeindruckende Gemeinschaftsleistung, in der sich die musikalische Szene der Stadt in ihrer ganzen Vielfalt zeigte.