Großprojekt: Carmina Burana mit 400 Mitwirkenden aus Sindelfingen und Böblingen zum 750-jährigen Stadtjubiläum in der Kongresshalle

Orff-Melodien sind noch im Ohr
SZBZ /28.6.2003 (Artikel von Bernd Heiden)


Die Feierlichkeiten zum 750. Geburtstag Böblingens sind mitten in der heißen Phase. Nächste Woche steht am Sonntag der musikalische Höhepunkt mit einer riesigen Musikarmada an. Ein Aufgebot von 400 Sängerinnen und Sängern sowie Musikern führt vormittags und abends in der Böblinger Kongresshalle Orffs "Carmina Burana" unter der Gesamtleitung von Matthias Hanke auf.

Die Unverbesserlichen lästern zwar schon seit geraumer Zeit von den neuen Fischerchören, die da aufmarschieren. Aber der Vergleich hinkt. Denn keine Wald- und Wiesenkehlchen, sondern fast alles, was im Kirchenbezirk einen klangvollen Chornamen hat, vereinigt sich unter dem Dirigierstab des frisch gebackenen Sindelfinger Kirchenmusikdirektors Matthias Hanke.

So sind von Kirchenseite aus die Böblinger Kantorei (Leiter Tilman Jäger), aus Sindelfingen die Cappella Nuova (Leiter Hanke), der Johanneskirchenchor (Leiter Paul Bischoff), der Chor an der Martinskirche (Leiter Hanke), der Kinder- und Jugendchor sowie die Martinsfinken (Leiterin Gisela Bergdolt) mit im Boot.

Der Carmina Burana-Chor beschränkt sich freilich nicht allein auf das kirchliche Potenzial. Mit Tilman Jäger, in Personalunion Chef der Kantorei und Musiklehrer sowie Big-Band-Leiter am Böblinger Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG) sind die Kommunikations- und Kooperationswege zwischen Kirche und AEG derzeit besonders kurz. So gehören auch der AEG-Chor (Leiter Johannes Stephan) und der AEG-Unterstufenchor (Leiter Susanne Pflumm-Hruza) zum Jubiläumsensemble.

Bis auf ganz wenige Einkäufe wird auch das Orchester aus bereits bestehenden Klangkörpern zusammengesetzt: Sindelfinger Stiftshoforchester (Leiter Matthias Hanke), das Kammerorchester der Böblinger Musik- und Kunstschule (Leiter Siegfried H. Pöllmann und Ingrid Uhle) sowie das AEG-Sinfonieorchester (Leiter Stephan Bergdolt).

Die einzelnen Ensembles trafen sich ab Fronleichnam-Donnerstag erstmals zu Gesamtproben in der Aula des AEG. Zum ersten Tutti saß das rund 85 Köpfe zählende Orchester auf der Bühne, die rund 240 erwachsenen Chorsänger und die knapp 90 Kinder und Jugendlichen auf den Zuschauerrängen. Zwischen Sänger- und Musikerfronten stand der Dirigent.

Roller und Binkowski als Vorläufer

Seit Januar absolvierte in der Sindelfinger Johanneskirche der Carmina-Projektchor, geleitet von Matthias Hanke mit Unterstützung von Tilman Jäger, zehn Proben. Der Chor des AEG wurde von Johannes Stephan fit gemacht und gönnte sich eigens eine Intensivprobenphase in Weikersheim.

Nur fünf Proben plante dagegen die Cappella Nuova vor dem ersten Aufeinandertreffen ein. "Viel hatten das Werk noch im Kopf", erinnert Hanke an die Aufführung von Orffs bekanntestem Werk unter der Leitung des damaligen Sindelfinger Kirchenmusikdirektors Klaus Roller zur Landesgartenschau im Mai 1990 in der Sindelfinger Stadthalle mit abschließendem Gastspiel im Festsaal der Universität Tübingen. Damals hieß die Cappella noch Junger Chor und der Chor an der Martinskirche Bachchor.

Und anders als am kommenden Juli-Sonntag handelte es sich dabei um eine szenische Aufführung. Inszeniert wurde das Werk damals von Petra Morsbach, die inzwischen erfolgreiche Romanschreiberin ist ("Geschichte mit Pferden"). Auch der Chor des AEG brachte die Carmina Burana bereits einmal, damals unter der Leitung von Peter Binkowski, auf die Bühne.

Sonntag, 6. Juli, Europasaal Kongresshalle Böblingen. Festkonzert 20 Uhr, öffentliche Generalprobe 11 Uhr.